KATHRIN HAGN / Salzburger Nachrichten
Wer das Glück hat, einen Kachelofen zu besitzen, wird wissen:
Ein solcher Ofen bietet weit mehr als eine simple Wärmequelle –
er schafft Behaglichkeit und ein Stück Lebensqualität.
Draußen ist es kalt, drinnen aber lodert und knistert ein Feuerchen in einem Kachelofen. Wer würde dieses gedankliche Bild nicht sofort mit Gemütlichkeit verbinden? Seit Jahrhunderten kennen und nutzen Menschen die wohltuende Wirkung der gesunden Strahlungswärme, die von Kachelöfen ausgeht. „Auch die Ära der Niedrigenergie- und Passivhausstandards hat an dem generellen Bedürfnis der Menschen nach einer wahrnehmbaren Wärmequelle nichts geändert“, sagt Christian Wilhelmstötter, Hafnermeister aus Niederalm. „Auf das Feuer im Ofen wollen viele Menschen einfach nicht verzichten, obwohl sie in ihren energieoptimierten Häusern eine solche Wärmequelle eigentlich gar nicht mehr bräuchten.“
Gerade die Bauweise moderner Häuser habe in den letzten zwei Jahrzehnten viele sehr grundsätzliche Veränderungen im Ofenbau mit sich gebracht, berichtet der Handwerker. Allein die Anforderungen des Umweltschutzes hätten die gesamte Heiztechnik und damit auch den Kachelofen grundlegend revolutioniert, erklärt er. „Vor allem in den Passivhäusern, die fast keinen Wärmebedarf mehr haben, muss die Dimensionierung der Öfen und die Planung der Verbrennungsluft-Zuleitung mit unglaublicher Präzision durchgeführt werden. Dementsprechend sind heutige Kachelöfen hochoptimierte Geräte, deren Abgaswerte weit unter den erlaubten Grenzwerten liegen.“
Wie läuft ein Kachelofenbau heute in der Praxis ab? „Wenn der Kamin einmal seinen Vorbefund be- kommen hat und geklärt ist, welche Vorstellungen der Kunde hat, wird eine sogenannte Wärmebedarfsberechnung gemacht, um festzustellen, welche Heizleistung benötigt wird“, erklärt der Hafner. Dann wird mithilfe eines speziellen Berechnungsprogramms eine ganz präzise Planung des Ofens bzw. der Züge vorgenommen. Darauf aufbauend wird der Ofen gesetzt. In einem nächsten Schritt erfolgt eine Zertifizierung durch den Kachelofenverband, die dem Besitzer bescheinigt, dass Emissionen und Heizleistung seiner Feuerstätte den strengen Auflagen entsprechen – quasi das „Pickerl“ für den Ofen. „Früher hat man die Öfen zwar auch berechnet“, erklärt Christian Wilhelmstötter, „aber natürlich bei Weitem nicht in dieser Genauigkeit.“ Damals sei es noch mehr darum gegangen, dass das Kraftverhältnis zwischen Kamin und Ofen stimme. Er fügt hinzu: „Wenn ein Ofen heute entsprechend der Berechnungen aufgesetzt und gebaut wird, sind die entstehenden Emissionen nicht einmal mehr diskussionswürdig. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass auch richtig geheizt wird.“ Dafür gibt es vor Inbetriebnahme eine genaue Anleitung vom Experten. So dürfe der Ofen die ersten zehn bis 15 Mal nur sehr vorsichtig angeheizt und auf gar keinen Fall gleich voll in Betrieb genommen werden. Wichtig sei auch eine ideale Qualität des Holzes sowie die richtige Länge der Scheite und eine gute Trockenheit. „Wer richtig heizen will, sollte sein Holz auch bei einem regionalen Anbieter, zum Beispiel einem Bauern aus der Umgebung, kaufen“, ist Wilhelmstötter überzeugt. Es sei sinnlos, eine Diskussion über Abgaswerte zu führen, wenn gleichzeitig Holz verheizt werde, das per Lkw durch halb Europa gefahren werde.
Trotz aller Neuerungen und technischen Fortschritte der letzten Jahre basiere die Funktionsweise eines Kachelofens auf dem immer gleichen Prinzip, erklärt der Experte. Grundsätzlich benötigt wird immer eine Speichermasse, die die Voraussetzung erfüllt, Wärme aufzunehmen und vergleichsweise langsam wieder abzugeben: „Früher hat man bei den Tiroler Öfen oft auch Bachsteine als Speicher verwendet, diese Öfen blieben dann oft tagelang warm.“ Im Grunde könne man sich den Vorgang vorstellen wie bei einem Lagerfeuer, nachdem das Feuer ausgegangen sei und die Steine noch lang Wärme abgäben, sagt der Hafner. Das sogenannte Hafnerschamott bilde durch seine Eigenschaften das ideale Material für diesen physikalischen Vorgang. Beim Ofensetzen selbst werde zwischen einer einschaligen und einer zweischaligen Bauweise unterschieden. Er selbst, gesteht der Handwerker, sei ein „old school“-Verfechter der ersteren traditionellen Methode, bei der die Keramikkachel mit dem Schamott verbunden bleibt. Ins Schwärmen gerät er, wenn es um schöne handgemachte Ofenkacheln geht, derenlich gestiegen sei, meint der Hafner. Auch technisch sei heute vieles möglich, bis hin zu – man höre und staune – einer Fernzündung.
Vor gut 30 Jahren hat sich Christian Wilhelmstötter als Hafner und Fliesenleger selbstständig gemacht. Heute führt er einen Betrieb mit 25 Angestellten. Viele davon sind schon seit der Lehrzeit bei ihm. Über zu wenig Arbeit könne er sich nicht beschweren, sagt er. Auch sei er in der glücklichen Lage, Lehrlinge auszubilden, aktuell seien sogar drei im Betrieb. Lehrlinge zu gewinnen sei nämlich das Wichtigste für den Fortbestand der Handwerksberufe, befindet er. Nur so könne das Wissen über den Beruf weitergegeben werden. Auf dass so kunstvolle Berufe wie die Hafnerei erhalten bleiben.
“Eine erstklassige Verarbeitung garantiert Ihnen Freude und die perfekte Funktion für viele Jahre.”
CHRISIAN WILHELMSTÖTTER